Im privaten Leben leisten wir alle Gefühlsarbeit, allerdings in der Regel relativ freiwillig. Im Rahmen einer Berufstätigkeit wird die Anpassung als eine Art "Dienstleistung" erbracht, die erwartet wird. Im besten Fall stimmen die Erwartungen mit dem tatsächlichen Gefühl überein. Dies ist aber in beruflichen Situationen oft nur eingeschränkt der Fall.
Im Gesundheitsbereich sind es nicht nur die Berufstätigen, die Gefühlsarbeit leisten - auch pflegende Angehörige und Patientinnen und Patienten unterdrücken aus unterschiedlichen Gründen oft ihre
Gefühle.
Gefühlsarbeit ist nichts Schlechtes! Niemand von uns möchte mürrisch und unfreundlich behandelt werden, schon gar nicht, wenn wir auf Hilfe angewiesen sind im Zusammenhang mit Krankheit und Krise.
Schwierig wird es, wenn die eigenen Gefühle immer wieder unterdrückt werden (müssen), wenn Ärger geschluckt, Trauer nie ausgedrückt, Ekel nicht gezeigt werden kann. Wenn allzu oft Rück-
sicht genommen wird auf die Empfindung des Gegenübers, und dies auf Kosten der eigenen Gefühle, dann führt dies zum sogenanntem
"Interaktionsstress" (Bernhard Badura):
Eigene schwierige Gefühle werden immer wieder vernachlässigt oder unterdrückt - gleichzeitig zwingt man sich zum Ausdruck freundlicher, einfühlender Gefühle. Dieses Spannungsfeld birgt die Gefahr
der Selbst-Entfremdung: Wenn ich meine ursprünglichen Gefühle immer wieder unterdrücke, bzw. anpasse, verlieren sie ihre hilfreiche Eigenschaft, mich über mein Befinden zu
informieren. Verliere ich aber die Gefühle als Indikator für mein In-der-Welt-Sein, erhöht sich das Risiko einer emotionalen Überforderung - eine der Ursachen für ein
Burnout-Syndrom.
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